Schmid erläutert den Ansatz Rogers zusammenfassend folgendermaßen:
„Keiner weiß besser, was ihm gut tut und für ihn notwendig ist, als der Betroffene selbst. Wir können einander also nicht beibringen, was für uns gut ist. Nicht mit noch so ausgeklügelten Techniken. Aber wir können einander dabei unterstützen, es selbst herauszufinden.“(Schmid, Peter F.: Der Personenzentrierte Ansatz Carl R. Rogers; www.pfs.kabelnet.at)
Der Ansatz geht also davon aus, daß jeder Mensch die Fähigkeit und die Tendenz besitzt, sich konstruktiv, also zum für ihn Positiven hin, zu entwickeln, um selbstverantwortlich seine Probleme zu lösen – sich also selbst zu verwirklichen. (Siehe dazu Vom Mikroorganismus zum Universum – Dazwischen der Mensch.)
Voraussetzung dafür ist aber auch, daß die Person in Beziehungen tritt, in denen es ihr ermöglicht wird, sich so zu zeigen und so zu sein, wie sie in Wahrheit ist. Dabei wird sie immer mehr von ihren vorhanden Möglichkeit, Fähigkeiten und Ressourcen (Hilfsmitteln) entdecken und diese auch verstehen, zu nutzen.
Abhängig – und dies ist auch gleichzeitig die größte Herausforderung – sind solche Beziehungen nicht von Methoden und Techniken, sondern von der echten Beziehung von Person zu Person. Nicht „Experten“ sind gefragt, sondern feinfühlige und offene Menschen. Nicht „Experten“, die sich anmaßen, es besser als andere zu wissen und daher voreilige Ratschläge geben, sondern Helfer, die bereit sind, sich ganz auf die Welt eines anderen einzulassen, die versuchen, ihn zu verstehen und zu begleiten, und die dabei selbst bleiben, was sie sind: suchende, verletzliche, um das Gelingen des eigenen Lebens ringende Mitmenschen. – Transparente Gegenüber.
Dies ist der Weg: nämlich durch eine aufrichtige Beziehung von Mensch zu Mensch, Hilfe (zur Selbsthilfe) anzubieten.
Hieran hat Rogers, wie ich in den vorangegangenen Kapiteln versucht habe zu verdeutlichen, zeitlebens gearbeitet. Durch immer neue Lernerfahrungen kam er zu der Erkenntnis, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, ihm zu vertrauen und auf dessen ureigenste Fähigkeit – der Tendenz zur Selbstverwirklichung – zu bauen und diese zu fördern.
Auf den nächsten Seiten geht es um die Herausbildung von Rogers Persönlichkeitsteorie